Die Rheinprovinz, seit 1953 der Landschaftsverband Rheinland (LVR), erwarb im Jahr 1937 Waldniel-Hostert für 600.000 RM. Laut Kaufvertrag betrug die Feuerversicherungssumme 1,75 Millionen RM. Der neue Eigentümer führte die Anstalt laut Stempel als „Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Johannistal Abteilung Waldniel“, heute LVR-Klinik Viersen, und baute im benachbarten Eschenrath ein Haus für den Verwalter der Ökonomie und an der Waldnieler Heide für das Pflegepersonal, das „aufs Land“ ziehen musste, eine Siedlung mit 12 Einfamilienhäusern.
Weitere Baumaßnahmen waren geplant, wurden aber wegen der Rationierung von Baumaterialien nicht ausgeführt. 1938 wurde die Franziskusgrotte, die vor dem „Schutzengelhaus“ gelegen war, gesprengt (Kreisarchiv Viersen Wa 346-110) und die Schlacke, so erzählt man, zum Wegebau in der gerade im Aufbau befindlichen Siedlung benutzt.
Belegung
Bei der Übernahme des franziskanischen St. Josefsheims durch die Provinzialverwaltung rechnete der Direktor von Johannistal mit mindestens 705 Betten in Waldniel, 228 davon im ehemaligen Schulhaus (ALVR 14827).
Zur Belegung gibt es einige gesicherte Angaben für die Jahre 1939 bis 1944. Weiterlesen? NS-Psychiatrie in Waldniel.
Als im November 1944 die Front näherrückte, nutzte die deutsche Wehrmacht die Zweiganstalt als Sanitätskrankenhaus bzw. als Feldlazarett (ALVR 16.11.1944). Vom 1. März 1945 an waren es die amerikanischen Streitkräfte.
Ende März 1945 scheint der „normale“ Betrieb der von den Kampfhandlungen weitgehend verschont gebliebenen Zweiganstalt wiederaufgenommen zu sein. Die erste Todesbescheinigung wurde am 26. März 1945 von Dr. Sc. ausgestellt.
Altersheim
Anfang 1946 richtete die Provinzialverwaltung in einem der Gebäude ein Altersheim für Kranke mit Diagnosen wie senile Demenz, Verwirrtheitszustand, Schizophrenie ….. ein. Im März 1946 befanden sich hier 170 Männer.
Daneben lebten zu diesem Zeitpunkt in der Einrichtung 200 Patienten, 130 Männer und 70 Frauen, die „seelsorglich zugänglich“ seien, so der Pfarrer von Waldniel an den Bischof in Aachen (Diözesanarchiv Aachen A6672).
Ebenso wohne ein Provinzial-Erziehungsheim vorübergehend in der Zweiganstalt (Oberpräsident, Fürsorgebehörde, 11. Februar 1946, Diözesanarchiv Aachen).
Ende 1946 waren zwei Ärzte, Dr. Ludwig Sc. und Dr. Armin T., und 25 weitere Mitarbeiter als in der Anstalt wohnhaft gemeldet (Kreisarchiv Viersen Wa 611-120).
In den Jahren 1945 bis 1952 verstarben in Waldniel-Hostert insgesamt 200 Patienten.
Fürsorge-Erziehungsanstalt Hostert
Nach Kriegsende befand sich 1945 im Schutzengelhaus/Kinderfachabteilung für eine Übergangszeit die Volksschule für die umliegenden Honschaften, ein Provinzial-Erziehungsheim für Jungen und später auch ein Caritas-Heim für schulentlassene Mädchen.
1950 wurde diese Einrichtung abgelöst durch ein Caritas-Heim für ca. 50 schulpflichtige Jungen. Diese lebten auch im Schulhaus, ab 1951 im Antoniushaus. Als nämlich die Briten 1950 fast das ganze Gelände beschlagnahmten, ließen sie den Deutschen zur Nutzung den Gutshof, die Kirche, das Antoniushaus und die heute abgerissenen Wirtschaftsgebäude an der Grenze zur Honschaft Hostert. Es gab zwei Gruppen, die betreut wurden von je einem Erzieher und einer Erzieherin. Leiter der Einrichtung, Direktor Schneider, war Priester des Erzbistums Köln.
1952 endete die Geschichte der Zweigstelle Waldniel. Der Eigentümer wechselte und die letzten Psychiatrie-Patienten zogen nach Süchteln-Johannistal um.
1955 wurde auch das Caritas-Erziehungsheim aufgelöst, als die Bundesrepublik Deutschland (Bundesvermögensamt) das gesamte Gelände für die britischen Besatzungskräfte kaufte.