Am 8. Mai trafen sich auf Initiative des DGB Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Waldniel, der Gesamtschule Nettetal, der Anne Frank Gesamtschule in Viersen und des Clara Schumann Gymnasiums aus Dülken auf der Gedenkstätte Waldniel-Hostert, um des 79. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa zu gedenken.
Klaus Neufeldt (Kreisvorsitzender des DGB) und Heinz-Josef Pascher (stellv. Bürgermeister) begrüßten die Anwesenden.
Die Schülerinnen und Schüler verbanden in ihren Beiträgen die Erinnerung an die Schrecken des Krieges und des Leidens der Euthanasieopfer mit der Mahnung zur Bewahrung der Demokratie in der Gegenwart.
Diesem Anliegen schlossen sich die folgenden Redner an. Julietta Breuer von der Gesamtschule Nettetal hob hervor, wie wichtig das gemeinsame Leben und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen ist.
Mit einer gemeinsamen Schweigeminute wurde der Opfer des Krieges gedacht. Anschließend folgte eine Kranzniederlegung.
Alle 230 Sitzplätze der Kirche St. Mariae Himmelfahrt waren belegt. Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen der Gemeinde Schwalmtal, Bürger und Vertreter aus Politik wie die Bürgermeister Gisbertz (Schwalmtal), Wassong (Niederkrüchten) und Gellen (Brüggen), waren gekommen, um am 26. Januar gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
In diesem Jahr hatten die Veranstalter, die Lehrerinnen der Hauptschule Schwalmtal Nicola Münter und Nicole Heine, in Zusammenarbeit mit Sebastian Hackenberg, Mitarbeiter der Lebenshilfe, ein Konzept entwickelt, welches zum ersten Mal in der langen Geschichte der alljährlichen Veranstaltung Menschen mit Handicap in die Gestaltung einbezog.
Nach der eindringlichen Ansprache der Hauptschulleiterin Tigges-Weidemann stellte Sebastian Hackenberg die Begriffe Exklusion, Inklusion, Integration anhand der Geschichte von Hostert vor, wo die Franziskaner vor der NS-Zeit einen Chor aus behinderten und nicht behinderten Jungen aus der Nachbarschaft führten. Ein Dialog zwischen zwei Menschen mit Handicap und Schülern der Hauptschule verdeutlichte, welchen Sinn die jungen Leute den Kugeln und der fallenden Mauer auf der Gedenkstätte zuweisen wollten. Zum Abschluss informierten die Schüler die Anwesenden über das Ergebnis ihrer Befragung von Passanten in Waldniel. Zur Gedenkstätte Hostert fiel diesen ein: „Nie wieder!“, „Behinderte wurden umgebracht.“, „Keine Ahnung, nie davon gehört!“ Ihre großen Wünsche an die Zukunft hatten die Jugendlichen auf Wolken notiert, z. B.: Respekt, Gleichberechtigung, Mut, Zusammenhalten, Toleranz….
Mit diesen Gedanken im Ohr begab man sich zur Gedenkstätte. Dort sprach Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU). Er schlug den Bogen zum Bundespräsidenten Herzog, der vor fast dreißig Jahren diesen Gedenktag initiierte. Für einige der Opfer in Hostert entzündeten die jungen Leute, Menschen mit Handicap und Hauptschüler, Kerzen und legten anschließend vor der Mauer mit den Namen der Opfer einen großen Kranz nieder, den Menschen mit Handycap und Schüler aus weißen Blüten gebunden hatten. Die Veranstaltung endete mit einem Segensgebet.
„Am 8. Mai 1945 ist der Zweite Weltkrieg in Europa offiziell beendet worden. Zum Gedenken an diesen Tag der Befreiung vom Nazi-Regime laden der Deutsche Gewerkschaftsbund im Kreis Viersen und die Gewerkschaft GEW mit Unterstützung der Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal für diesen Montag, 8. Mai, 13.30 Uhr, zu einer Kranzniederlegung an der Gedenkstätte Waldniel-Hostert, Eschenrath 8, ein. Dabei werden unter anderen der DGB-Kreisvorsitzende Klaus Neufeldt sowie ein Vertreter der Gemeinde sprechen. Auch die Schwalmtaler Schüler leisten einen Beitrag.“ RP vom 8. Mai, Grenzland-Kurier, S. C3.
Anwesend waren ca. 20 Personen. Als Vertreter der Kommunalgemeinde sprach der stellvertretende Bürgermeister Josef Pascher (SPD). Für die Hauptschule als Patin der Gedenkstätte (seit 1987) trugen sieben Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse zusammen mit ihrer Lehrerin Astrid Symanski-Pape ihre Gedanken zu diesem Jahrestag vor. Zum Schluss erinnerte Dr. John Lentzsch an die Gestaltung dieses Ortes, auf dem Licht und Schatten wechseln.
Am 27.01.1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland offiziell der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. In Hostert wird dieser Tag jedes Jahr durch die Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal, früher Europaschule, gestaltet. Die Schule hat seit 1987 die Patenschaft für die Gedenkstätte.
Dieses Jahr begann die Gedenkveranstaltung um 9:15 Uhr in der Kirche St. Mariae Himmelfahrt in Waldnieler Heide. Mit eindringlichen Worten erinnerten Jutta Weidemann-Tigges, Schulleiterin der Hauptschule, und die Lehrerin Astrid Symanski Pape die vielen anwesenden Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Schwalmtal an die Opfer des NS-Euthanasieprogramms in Hostert. Dabei schlugen sie immer wieder den Bogen in die Gegenwart und fanden eindringliche Worte der Mahnung gegen aktuelle Tendenzen des um sich greifenden Nationalismus und der Ausgrenzung und Entrechtung von Minderheiten. Schülerinnen und Schüler erinnerten in Form einer Gerichtsverhandlung an Täter und Opfer in Hostert.
Danach zogen die Teilnehmer, zur Gedenkstätte, wo im Beisein des Bürgermeisters von Schwalmtal Andreas Gisbertz (CDU), seiner Stellvertreter Gisela Bienert (CDU) und Jupp Pascher (SPD) sowie des Bürgermeisters von Niederkrüchten, Kalle Wassong (parteilos), Blumen niedergelegt wurden. Neben das Gedenken an die Toten der NS-Zeit trat hier das Erinnern daran, dass es auch heute viel Kraft erfordert, Kinder mit einer Behinderung großzuziehen und auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Pfarrer Horst-Ulrich Müller (ev. Gemeinde) erinnerte daran, dass Gott jeden Menschen liebt.
Die RP Viersen berichtete ausführlich am 28. Januar: „Schwalmtaler Schüler klagen Täter aus NS-Zeit an. · Jugendliche der Hauptschule Schwalmtal organisierten eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Nationalsozialisten. Sie fanden eine ungewöhnliche Form, sich den Verbrechen der NS-Zeit zu nähern“. Bericht
„ose mont“ berichtet in der Februar-Ausgabe auf Seite 18 unter der Überschrift „Schüler erheben Anklage“. Im Info-Teil weist die Autorin Birgit Sroka auf die Patenschaft hin, welche die Gemeinde Schwalmtal im Jahr 1987 der Hauptschule übertragen hat.
In diesem Jahr wird die Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal wieder eine Gedenkfeier anlässlich des Holocaust-Gedenktages in der Kirche St. Mariae Himmelfahrt, Waldnieler Heide, bzw. auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof Hostert, Gedenkort für die Opfer der NS-Psychiatrie, gestalten. Wir beginnen am Freitag, dem 27.01.2023, um 9.15 Uhr in der Kirche. Im Anschluss daran gehen wir gemeinsam zur Gedenkstätte, um dort den Abschluss zu gestalten.