Zwei Tage nachdem der LVR die Gedenkstätte in einem Festakt der Öffentlichkeit übergeben hatte, folgte an Fronleichnam der feierliche Gottesdienst der Kirchengemeinde St. Mariae Himmelfahrt auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof. Ungewöhnliche viele Pfarrangehörige waren der Einladung gefolgt. In den Texten der Liturgie wurde Bezug genommen zu diesem besonderen Ort und zur künstlerischen Neugestaltung. Bevor die Gemeinde zum Abschluss-Segen in die nahe Kirche auszog, richtete Hannelore Zöhren einen eindringliche Appell an die Gläubigen:
„Vor ein paar Tagen las ich im Zusammenhang mit den Kriegsopfern unserer Zeit den Satz „Die größte Katastrophe ist das Vergessen“. Diese Aussage kann ich auch auf den Ort beziehen, an dem wir hier versammelt sind. Die Toten, die in den Gebäuden vor bzw. hinter uns gelitten haben und an Kälte, Hunger, mangelnder Pflege gestorben sind oder sogar ermordet wurden, hatten alle einen Makel. Sie waren behindert und hatten dadurch in den Augen der Nationalsozialisten mangels Produktivität kein Recht zu leben.
Doch sie sollen niemals vergessen werden. So wurde in einem langen Prozess und unter Mitwirkung Hunderter, auch Behinderter, die schon vorhandene Gedenkstätte neu gestaltet. Auf den Plaketten an der Mauer sind die Namen und Lebensdaten von über 500 Menschen festgehalten. Auch etliche von Ihnen haben an dem Entstehen dieser Plaketten mitgewirkt. Sie haben sich als Paten zur Verfügung gesztellt und sind durch das Beschriften von Rohlingen mit je einemVerstorbenen in Kontakt gekommen.
Nun eine Bitte an Sie alle: Kommen Sie hier und da auf einem Spaziergang vorbei, zeigen Sie diesen Ort Ihren Besuchern, seien Sie so etwas wie Botschafter für das menschliche Leben, das damals bedroht war, das aber auch heute in Gefahr läuft, wenig oder gar nicht geachtet zu werden. Alle Menschen sind Töchter und Söhne Gottes, und es ist eine Katastrophe, wenn das vergessen wird“.