8. Mai 2025

Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa.

Am 80. Jahrestag des Kriegsendes hat der DGB Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler von sieben Schulen aus dem Kreisgebiet zum gemeinsamen Gedenken nach Hostert eingeladen.

Die Gemeinde Schwalmtal wurde durch den Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU) und den stellvertretenden Bürgermeister Heinz-Josef Pascher (SPD) vertreten.

Klaus Neufeldt (DGB) und Bürgermeister Gisbertz betonten in ihren Ansprachen, dass sich aus dem Gedenken an den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus die Wachsamkeit gegenüber demokratiefeindlichen Bestrebungen heute ergeben müsse.

Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Waldniel präsentierten Plakate und erinnerten an die Gräuel der NS-Zeit in Hostert.

Alle Anwesenden gedachten in einer Schweigeminute der Opfer des Krieges und legten einen Kranz nieder.

Lebenshilfe zu Besuch

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Viersen, sowie einige interessierte Bürger, trafen sich am Samstag bei der Gedenkstätte, um sich über die Geschichte des Ortes zu informieren. Von der Patenschule, der Hauptschule Waldniel, war Frau Münter anwesend.

Dr. John Lentzsch und Peter Zöhren berichteten von der Gründung des St. Josefsheims, dem Leben in der Anstalt unter den Franziskanern, den Verbrechen der Nationalsozialisten und der Geschichte des Gedenkens vor Ort. Dabei ergab sich dank zahlreicher interessierter Nachfragen ein lebhaftes Gespräch.

Es wurde deutlich, dass das Zusammenleben mit den Kranken in der Zeit vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Vielem an die Arbeit der Lebenshilfe heute erinnert. So gab es in Hostert bereits Werkstätten, in denen handwerklichen Tätigkeiten (Körbe flechten, Schustern u.a.) nachgegangen wurde. Auch gab es immer wieder Anlässe, zu denen Anwohner und Kranke zusammenkamen.

Umso mehr bedrückten die Besucher die Schilderungen der „Euthanasie“-Verbrechen, besonders in der „Kinderfachabteilung“ in den Jahren von 1941 bis 1943.

Der Erinnerung an die Opfer wird eine Kooperation der Lebenshilfe und der Hauptschule Waldniel gewidmet sein. JL

Anneliese A.

Als Dirks Tante starb, fand er in ihrem Nachlass das Stammbuch seines Großvaters. Er blätterte darin und entdeckte, dass er noch eine Tante gehabt hatte mit Namen Anneliese. Sie war das erste Kind seiner Großeltern und verstarb mit 15 Jahren in Waldniel-Hostert. Niemand in der Familie hatte je von ihr gesprochen und jetzt waren alle tot, die er hätte fragen können.

Eine Internet-Recherche führte Dirk auf die Website von waldniel-hostert.de. Über das Kontaktformular bekam er nähere Auskunft. Die Todesbescheinigung der Kinderfachabteilung (Kreisarchiv Viersen) bescheinigte Anneliese erworbenen Schwachsinn. Sie habe an Tetraplegie (Lähmung aller vier Extremitäten) gelitten und sei an Marasmus (Auszehrung) gestorben. Unterschrieben hatte Wesse, „Tötungsarzt“ in Hostert.

Gestern reisten Dirk und seine Partnerin mit Zug und Bahn aus München an, um auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof, der heutigen Gedenkstätte, der Tante Anneliese die letzte Ehre zu erweisen.

38 Jahre Patenschaft

38 Jahre ist die Schwalmtaler Hauptschule Patin der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie. Heute gestalteten wie im Vorjahr junge Leute aus den 9. und 10. Klassen mit ihren Lehrerinnen Nicole Heine und Nicola Münter und Bewohner der Lebenshilfe Brüggen eine Gedenkfeier, zu der die SchülerInnen von Realschule und Gymnasium und die Öffentlichkeit eingeladen waren. Die Leiter dieser Schulen, die Bürgermeister der drei Nachbargemeinden, Vertreter der Lebenshilfe Viersen sowie viele Bürger waren gekommen.

Die SchülerInnen hatten sich in einem Workshop im Rathaus mit dem Thema „Euthanasie“ in Waldniel-Hostert auseinandergesetzt und das Schicksal einzelner Opfer in Bilderrahmen sichtbar gemacht.
Klientinnen der Lebenshilfe und Schülerinnen der Hauptschule fertigten darüber hinaus einen großen Kranz. „Die weißen Blumen stehen für Unschuld, das Grün für Leben“, trugen sie in der Kirche vor. Auf der Gedenkstätte wurde dann der Kranz vor der Mauer mit den Namen der Opfer aufgestellt.
Ebenso legten Vertreter der Deutschen Post AG, NL Betrieb Düsseldorf, einen schönen Kranz nieder.